Diese Frage bekomme ich oft gestellt, wenn es bei einer beruflichen Neuorientierung darum geht, in die Bewerbungsphase einzusteigen. Oft liegt die letzte Bewerbung schon sehr lange zurück und man hat keine Ahnung, auf was es heute bei der Selbstdarstellung im Lebenslauf ankommt. Oder die bisherigen Bewerbungen waren nicht erfolgreich und man weiß nicht woran es liegt. Nicht jeder freigesetzte Mitarbeiter hat das Glück, ein Outplacementprogramm vom Arbeitgeber finanziert zu bekommen, viele wollen auch einfach nicht warten, bis sie beim Arbeitsamt landen, um dort die entsprechende Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Deshalb habe ich die Initiative Coffee & Career gestartet – ein wöchentlicher kostenloser Video-Call, bei dem jeder, der sich aufgrund der Corona-Krise neu bewerben muss, seine Fragen bezüglich Lebenslauf, Bewerbungsstrategie und Selbstmarketing loswerden kann. Der wöchentliche Q&A Call findet während des Lockdowns immer dienstags um 11:00 Uhr statt (Anmeldung per e-mail).
Am 26. Januar war Marielaine Krenn zu Gast in der Live-Session - People & Culture Manager bei der elpix AG. Sie hat viele Jahre Erfahrung im Recruiting gesammelt und scannt täglich CVs zur Auswahl geeigneter Bewerber. Sie hat mit mir zusammen die Fragen der Teilnehmer:innen beantwortet und aus ihrer Sicht geschildert, worauf es bei einem guten Lebenslauf ankommt.
Diese Erkenntnisse möchte ich gerne mit euch teilen als Anregung und Ansporn, eure Bewerbungsunterlagen zu optimieren und/oder an der nächsten Session teilzunehmen und eure individuellen Fragen zu stellen.
Here we go…
Muss zwingend ein Foto im Lebenslauf sein?
- Ein Foto ist nicht zwingend notwendig. Wichtig ist die fachliche Passung zum Job und die Inhalte des Lebenslaufs
- Ein professionelles Foto kann ein Pluspunkt auf der Sympathie-Skala sein. Auch Recruiter sind neugierig und wollen gerne wissen, wie der andere aussieht.
- Wichtig ist ein professionelles Foto vom Fotografen. Meist sieht man es, wenn ein Foto selbst geschossen ist. Dann besser darauf verzichten, bevor ihr ein schlechtes Foto nehmt.
Ist es ein Nachteil, wenn ich kein Foto im Lebenslauf habe?
- Kein Foto ist kein K.O.-Kriterium. Wie schon erwähnt ist es „nice to have“. Ob Foto oder nicht, daran wird die Bewerbung nicht scheitern, wenn der Rest passt.
Schauen Recruiter auch auf das LinkedIn- oder Xing-Profil?
- Kommt darauf an… Meistens haben sie keine Zeit dazu und verlassen sich auf die Angaben im Lebenslauf. Sollten dort Fragen offenbleiben, der Kandidat aber trotzdem sehr interessant sein, kann es schon sein, dass der Personaler auch nochmal einen Blick auf LinkedIN oder Xing wirft. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Angaben dort aktuell sind und mit dem Lebenslauf übereinstimmen.
Wie lang darf der Lebenslauf maximal sein?
- Oft liest man, dass der Lebenslauf nicht länger als zwei Seiten sein soll. Wenn du das hinbekommst ist das gut und schön. Wenn du dafür relevante Informationen weglassen musst oder das Layout darunter leidet, weil die Schrift oder die Abstände zu klein werden, dann versuche nicht dich darauf zu beschränken. Auch 3 Seiten sind völlig ok, je nach Anzahl der Stellen oder Länge der Berufstätigkeit. Wenn du ein Deckblatt verwendest, zählt das nicht zu den Seiten dazu.
Wie ausführlich muss ich meine aktuelle Position beschreiben?
- Beschreibe deine Tätigkeiten so ausführlich wie möglich und halte dich sich so kurz wie möglich. Man soll verstehen was deine Hauptaufgaben und Verantwortlichkeiten waren. Pro Station sind 5-7 Bullets zu empfehlen, ein Bullet sollte ca. 1-2 Zeilen umfassen. Bei älteren Stationen reichen auch 2-3 Bullets.
- Sortiere die Punkte nach der Relevanz für die jeweilige Zielposition und passe das gerne von Bewerbung zu Bewerbung an.
Wie sieht ein gutes Layout aus?
- Aufgeräumt, gut strukturiert, gut lesbar (Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstände)
- Daten rechtsbündig in eine extra Spalte
- Grafiken vermeiden, weil Sie von Applicant Tracking Systemen nicht eingelesen werden können und Recruiter auch nicht wissen, was drei Punkte bei der Angabe des Sprachlevels bedeuten sollen. Verwenden Sie lieber gängige Begriffe wie gut in Wort und Schrift oder fließend etc.
- Diese Seiten mit Vorlagen zum kostenlosen Download kann ich empfehlen:
Wie wichtig sind die Interessen oder Hobbies?
- Sie geben einen Einblick in die Persönlichkeit des Bewerbers und sind daher eine gute Ergänzung, um den Menschen hinter den fachlichen Dingen besser kennen zu lernen
- Extra-Tipp von Marielaine Krenn: Schreibe auf, was du in deinem Leben noch machen möchtest. Z.B. eine Reise nach…, Spanisch lernen oder ein Haus am See. Unsere Träume und Wünsche verraten viel über uns und machen dem Personaler den Einblick in die Persönlichkeit leichter. Überlege genau, was du von dir preisgeben möchtest und wie du dich positionieren möchtest.
- Wichtig ist es bei der Wahrheit und authentisch zu bleiben
Muss ich den Lebenslauf tatsächlich unterschreiben?
- Ob eine Unterschrift unter dem Lebenslauf ist oder nicht, ist sicher kein K.O.-Kriterium. Wenn der Rest passt, wird es daran nicht scheitern. Trotzdem ist es in Deutschland gängig und gehört zum Standard dazu. Man bestätigt damit, die Wahrheit der gemachten Angaben, auch wenn es noch wie ein Relikt aus dem Papierzeitalter erscheint.
Muss ich Teilzeit oder Elternzeit angeben?
- Ob eine Stelle in Teilzeit oder Vollzeit ausgeübt wird, spielt weniger eine Rolle. Wichtig sind die Verantwortlichkeiten und Aufgaben. Bei der Elternzeit hängt es davon ab, wie lange sie war. Ist man bei einer vierjährigen Anstellung zwei Jahre in Elternzeit, wäre es schon gut, das zu erwähnen, damit später im Gespräch keine Irritationen auftreten, wenn das dann doch zur Sprache kommt.
Deine Frage war nicht dabei? Dann schreibe mir an hallo@karolineweber.de.